Camille Graeser

Der Schweizer Camille Louis Graeser wurde am 27. Februar 1892 in Courage geboren und starb am 21. Februar 1980 in Wald ZH. Als vielfach begabter Künstler war er ein echtes Multitalent: Es gibt Malereien von ihm, Designs, Grafiken und auch in der Innenarchitektur machte er sich einen Namen. Graeser wird der Zürcher Schule der Konkreten zugerechnet.

Kindheit und frühes Schaffen in Deutschland

Graeser verbrachte seine Kindheit in Stuttgart. Zunächst trat er eine Schreinerlehre an und absolvierte anschließend ein Studium des Möbelbaus und Innenarchitektur an der Königlichen Kunstgewerbeschule. Sein Mentor in dieser Zeit war Bernhard Pantok. Schon im Jahr 1915 war Graeser Möbelzeichner in Berlin. Seine Begegnung mit Herwarth Walden war wegweisend, gehörte Walden doch zur Galerie „Der Sturm“. Ein Jahr vor Ende des Ersten Weltkrieges gründete Graeser in Stuttgart sein erstes Atelier für Innenarchitektur und Werbegrafik.

Graesers Mallehrer war Adolf Hölzel. Durch ihn war es Graser möglich, seinen frühen abstrakten Expressionismus zu entwickeln, der dann allmählich in einen strengeren, flachen Purismus überging. Für diesen ließ sich Graeser von Oskar Schlemmer und Willi Baumeister inspirieren.

In diesen Stuttgarter Jahren machte sich Graeser als Innenarchitekt und mit seinen Designs von Gebrauchsgegenständen einen Namen. Im Jahr 1918 fand eine Werkausstellung im Kunsthaus Schaller statt, auch wurde Graeser in den „Deutschen Werkbund“ aufgenommen, bei dessen Ausstellungen er mitmachte. Die Ausstellung „Die Form ohne Ornament“ von 1924 ist besonders in Erinnerung geblieben. Wie der Titel schon verrät, ging es hierbei um eine Designrichtung, die den Pragmatismus der Form betont und auf reiche Verzierungen verzichtet, also um eine Ästhetik aus der Form. Passend dazu unterhielt Graeser Kontakte zu Kreisen des Bauhauses. Im Jahr 1927 übernahm er in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart die Inneneinrichtung für eine Musterwohnung in einem Wohnblock, den Mies van der Rohe entworfen hatte. Im Bereich der Innenarchitektur galt Graeser als einer der herausragenden Vertreter des „Neuen Bauens“ und „Neuen Wohnens“ im Raum Süddeutschland.

Flucht in die Schweiz

Graesers Stuttgarter Phase intensiver Arbeit und großer, früher Erfolge wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland unterbrochen. 1933 floh Graeser nach Zürich, wo es ihm anfänglich schwerfiel, beruflich auf eigenen Beinen zu stehen. Zeitweilig war er auf die finanzielle Unterstützung seiner Ehefrau Emmy Rauch angewiesen, die er in der Schweiz heiratete. Graeser wandte sich der Malerei zu, auch trat der der Künstlergruppe allianz bei. Seit 1934 war Graeser bei fast allen Ausstellungen dieser Gruppe mit dabei, seit 1947 auch auf internationaler Ebene. Im Kreis der Zürcher Konkreten war er nicht nur der älteste zugehörige Künstler, sondern auch der bescheidenste. Seine seltenen Aussagen zu seinem Werk sind meist von poetischer Qualität. Ab dem Jahr 1943 brachte Graeser ein streng konstruktives Design hervor. Abstrakt und konkret sollte Kunst sein, einem sichtbar gestalteten Klang ähnlich. Das „Harmoniespiel einfacher Farbflächen“ galt Graeser als Fundament seiner gestalterischen Arbeit.

Am 08. Februar 1977 – kurz vor seinem 85. Geburtstag – ernannte ihn die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart zum Ehrenmitglied. Damit schloss sich ein Lebenskreis, war es doch die Stadt Stuttgart gewesen, in der Graeser seine frühen Formen entwickelte.

Graeser wurde auch dem Friedhof Nordheim in Zürich beigesetzt, nachdem er am 21. Februar 1980 in der Höhenklinik Wald verstorben war. Mittlerweile ist die Grabstätte nicht mehr vorhanden. Seine Witwe hob zum Gedenken an ihren Mann die Camille-Graeser-Stiftung aus der Taufe, damit sein Erbe weiterlebt.

 

Bekannteste Uhren: Omega