Prof. Dr. Hc. (* 1947 in Stadthagen, Deutschland;)
Gestalter, Typograf, Schriftgestalter und Autor
Der deutsche Gestalter, Typograf, Autor und Schriftdesigner Erik Spiekermann ist bekannt für sein beeindruckendes Schaffen von Schriften. Er wurde am 30. Mai 1947 in Stadthagen geboren. Zu seinem Œuvre zählen die Schriftarten FF Meta und ITC Officina. Sie werden in Fachkreisen als Meisterwerke geschätzt. Er ist Honorarprofessor an der Hochschule für Künste in Bremen.
Studium und London-Aufenthalt
Sein Studium der Kunstgeschichte in Berlin brach er ohne Abschluss ab. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in dieser Zeit durch seine eigene Kellerdruckerei und als Bassist in Bars. Anschließend zog er mit seiner Frau und seinem Kind nach London. Dort übernahm er verschiedene Lehrtätigkeiten, z. B. am London College of Printing. Für große Unternehmen arbeitete er als Berater für Design. In dieser Zeit schuf er seine ersten Schriftdesigns für die H. Berthold AG, vor allem die Berliner Grotesk und die LoType.
Die Berliner Grotesk fällt durch ihre ausgeprägten Mittellängen, ihre kurzen Unterlängen und ihre unebenen Ecken auf. Sie wird vor allem in der Werbung, für Displays und für kurze Textblöcke verwendet. Ihr Fettdruck eignet sich speziell für auffällige und aussagekräftige Überschriften und den Anzeigendruck.
Die LoType stammt ursprünglich von Louis Oppenheim. Er schuf sie 1911 bis 1914 für die H. Berthold AG. Sie wurde später mehrfach überarbeitet. Erik Spiekermann entwarf den Schnitt der „LoType normal“ neu.
Die erste eigene Design-Agentur
Im Jahr 1979 hob Spiekermann gemeinsam mit Florian Fischer und Dieter Heil die Firma MetaDesign aus der Taufe. Die Kunden dieser international tätigen Design-Agentur waren in erster Linie Unternehmen der grafischen Industrie. Das Team arbeitete z. B. für Linotype, H. Berthold AG, Scangraphic, Apple und Adobe. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Berlin und ist in mehreren Ländern vertreten, darunter in der Schweiz. Spiekermann verließ die Design-Agentur 2000, weil sich die Differenzen unter den Inhabern nicht beseitigen ließen.
Die Schriften bleiben seine Leidenschaft
Spiekermann und seine damalige Frau Joan gründeten 1989 in Berlin die Fontshop AG. Diese gehört zu den frühesten Versandhäusern für Computerschriften. Ein Jahr später riefen die beiden zusammen mit Neville Brody die FSI Fontshop International als unabhängigen Hersteller digitaler Schriften ins Leben. Hier legten sie auch den Grundstein für die FontFont-Bibliothek. Diese digitale Schriftbibliothek gehört mittlerweile zu den ersten Internetquellen der Branche. Spiekermann publiziert seit diesem Zeitpunkt hier seine Schriften. Die FF Meta, FF Meta Serif, FF Unit und FF Info ragen besonders heraus.
Die FF Meta ist gut leserlich bei kleiner Schriftgröße. Sie ist die Hausschrift verschiedener Institutionen in Deutschland, z. B. des Westdeutschen Rundfunks, der Universität Paderborn und der Universitätsklinik Heidelberg. Sie wird auch von der japanischen Automarke Infiniti verwendet. Die FF Meta ist – zusammen mit der Helvetica – die erfolgreichste Schrift der 1990er-Jahre.
Spiekermann ist Professor und Autor
Spiekermann bekleidete verschiedene Professuren, z. B.:
- Professor für die Klasse „Komplexe Informationssysteme“ an der UdK Berlin
- Past President an der International Society of Typographic Designers
- Honorarprofessor an Hochschule für Künste in Bremen
- Präsidiumsmitglied am Internationalen Institut für Informationsdesign
- Präsidiumsmitglied im Rat für Formgebung
- Präsidiumsmitglied der Association Typographique Internationale
Er verfasste verschiedene Bücher, die in Fachkreisen für Schrift und Typografie hohes Ansehen genießen. Auch viele Artikel und Essays gehen auf sein Konto. Spiekermann bekennt sich dazu, dass er zu Buchstaben ein sehr emotionales, vielleicht sogar libidinöses Verhältnis hat.
galerie p98a
Die digital-analoge Buchdruckwerkstatt galerie p98a betreibt er seit 2014 in der Potsdamer Straße in Berlin. Zu bestaunen sind hier viele Andruckpressen, ein Simplex Tiegel, zahlreiche Schriften aus Blei oder Holz, ein Risograph, eine Ludlow Typenguss Maschine und ein Typengreif. Die historischen Maschinen können dort auch benutzt werden.
Was Spiekermann heute denkt
Spiekermanns Einsichten in Fragen des typografischen Designs werden weltweit respektiert, seine Bücher gelten als Standardwerke und globale Marken rühmen sich seiner Designs. Der Ruhm hat aber auch Schattenseiten. Das Scheitern seiner ersten Ehe führt er maßgeblich auf seine Arbeitsbelastung zurück. Mittlerweile kümmert sich Spiekermann, der nicht nur einen Sohn, sondern auch einen Enkel hat, mehr um seine Familie. Spiekermanns Unternehmensphilosophie besteht darin, gute Leute zu engagieren, die in manchen Belangen besser sind als er selbst. Große Projekte bringen viele Einnahmen und man hat mehr Zeit, sich mit ihnen vertraut zu machen. Aber die Balance ist wichtig: Es gehören für ihn immer auch ein paar kleinere Aufträge dazu, um ihn als Designer kreativ zu halten.
Bekannteste Uhren: 2017 Mondaine Helvetica Spiekermann, Kerbholz
Beispiel 2017:

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