Max Miedinger war ein berühmter Grafiker und Typograf. Er wurde am 24. Dezember 1910 in Zürich geboren und starb dort am 8. März 1980. Sein Entwurf für die Schriftart Helvetica ist weltbekannt und wurde oft nachgeahmt.
Miedingers Ausbildung und erste Engagements
Miedinger absolvierte eine Ausbildung als Schriftsetzer bei der Buchdruckerei Bollmann in Zürich zwischen 1926 und 1930. Anschliessend besuchte er die Kunstgewerbeschule Zürich, die mittlerweile auf eine stolze Tradition zurückblickt. Sie wurde 1878 als Kunstgewerbliche Fachschule gegründet und 1883 umbenannt.
Zwischen 1936 und 1946 war Miedinger als Grafiker bei der Warenhauskette Globus tätig. Danach engagierte ihn die Haas’sche Schriftgiesserei in Münchenstein in der Nähe von Basel. Bis 1956 erfüllte er dort die Position als Kundenberater und Verkäufer.
Max Miedinger: auch als freier Grafiker der Mann der Stunde
Seit 1956 war Miedinger freier Grafiker. Der Direktor der Haas’schen Schriftgiesserei erteilte ihm den Auftrag, eine neue Grotesk zu entwerfen. Die Grotesk ist eine Schriftartenfamilie, die sich aus der Antiqua herleitet und keine Serifen hat. Serifen sind die kurzen Querstriche, mit denen die Linien eines Buchstaben abschliessen. Ausserdem ist die Strichstärke bei den Buchstaben der Grotesk annähernd gleichmässig. Die erste Grotesk wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entwickelt, weil der Bedarf an auffälligen Schriften für die Werbesprache gestiegen war.
Miedinger stellte 1957 die „Neue Haas Grotesk“ in einem halbfetten Schnitt vor, die er zusammen mit Eduard Hoffmann erarbeitet hatte. Ein Jahr später kam der magere Schnitt hinzu, 1959 der fette. Die Erfindung wurde schnell populär und wird seit 1960 als Helvetica weltweit vertrieben. Zu Miedingers bekanntesten Schriften zählen ausserdem die Pro Arte von 1954 und die Horizontal von 1965.
Helvetica
Die Helvetica ist im Vergleich zur Schrift Arial deutlich eleganter und erinnert weniger an eine ungelenke Handschrift. Gleichzeitig ist sie auch bei beiläufiger Betrachtung schnell und leicht entzifferbar. Dies mag vor allem daran liegen, dass die Buchstaben bei der Helvetica eine angenehme Ebenmässigkeit ausstrahlen. Ihre Kombination zu Wörtern wirkt harmonisch und wird nicht durch überflüssige Schriftelemente gestört.
Mit dieser Schrift setzte Miedinger ein Statement der Moderne und verabschiedete die altmodischen Schrifttraditionen, die zu seiner Zeit noch geläufig waren. Die D. Stempel AG, die seit 1954 die meisten Anteile der Haas-schen Schriftgiesserei besass, gab der Schrift den Namen Helvetica. Davon versprach sie sich grössere Chancen auf dem internationalen Markt. Der Name bedeutet „die Schweizerin“ oder „die Schweizerische“. So verweist die Schrift stolz auf ihre Herkunft.
Die Helvetica heute
Die wichtigsten konkurrierenden Schriften der Helvetica waren die „Folio“ von Walter Baum und Konrad Friedrich Bauer aus Frankfurt am Main und die „Univers“ von Adrian Frutiger aus der Schweiz. Aber die Helvetica ist heute noch deutlich bekannter als die beiden anderen. Sie gilt als die Hausschrift vieler bekannter Firmen, sodass sie allgegenwärtig ist. Das Museum of Modern Art (New York) mehrte den Ruhm der Schrift mit einer eigenen Ausstellung.
Viele Schriften der Gegenwart sind von der Helvetica inspiriert, z. B. die Olympia oder die Olympia 88. Darüber hinaus werden die gesundheitlichen Warnhinweise auf den Verpackungen von Tabakerzeugnissen, die in der Europäischen Union vorgeschrieben sind, in dieser Schrift gedruckt. In Deutschland schreibt man sie manchmal fälschlicherweise „Helvetika“.
Eine Übersicht über seine Werke finden Sie auf ⬈ eMuseum.ch